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Justus Neumann

Justus Neumann
liest
Nestroy und Kraus
“NUR BÖSES”
Von der fiesesten Ekelhaftigkeit bis zur apokalyptischen Boshaftigkeit menschlichen Daseins.
Nichts hat sich verändert.
Nestroy ist seit 154, Kraus seit 80 Jahren Jahren tot und man würde hoffen, dass die Menschheit aus missratener Vergangenheit gelernt hätte.
Aber nein
Immer wieder verfällt sie in denselben selbstzerstörerischen Wahnsinn
Texte von Nestroy und Kraus sind die stärkste
Waffe gegen die Dummheit ängstlicher Menschen

WAREN NESTROY UND KRAUS FÜR DIE KATZ ?
Es gibt keine besseren Österreich bzw. Wien-Chirurgen, die die heimatliche Seele dermaßen auseinandernehmen und zerfetzen wie unsere beiden Freunde Nestroy und Kraus.
Ihre Worte in Gottes Ohren hätten die Welt längst verbessern, verändern müssen; doch nein – kein Gott da. Kein Schwein da, das zuhört, das Selbstkritik zulässt, das sich einmal nur wundert: Wieso muss ich – all meinen Versuchen, guten Bemühungen zum Trotz – immer wieder Suppen von politischen Idioten auslöffeln.
Es fällt schwer zu glauben, dass Kunst, Theater, gelesen oder gespielt, tatsächlich ein Umdenken in einem Menschen, einem Zuschauer hervorrufen kann.
Von diesem Zweifel ausgehend, muss man entweder aufhören Darsteller zu sein oder einen Weg suchen – wie – tiefer in das Gewissen, in das Gemüt, in die Ganglien des Gehirns eines anderen einzustechen, dass dessen Konvention wackelt und sich Zeichen einer gesunden Selbstkritik zeigen.
Also – ich lese Nestroy und Kraus.
In meiner jahrelangen Beschäftigung mit den beiden habe ich gelernt – vieles neu angedacht – bin auf die Notwendigkeit des Reduzierens d’raufgekommen – auf das Eliminieren allen überflüssigen – übertriebenen Firlefanz’s – im Leben wie auf der Bühne.
Habe gelernt über meine persönlichen Ängste und Eitelkeiten hinaus, die Kraft des Einfachen, Geraden und Unmittelbaren wiederzugeben um nicht zuletzt einen Moment zu schaffen, der so nahe an den gespielten Charakteren liegt, dass sie glaubhaft, anfassbar und menschlich werden.
Ich kann also nicht mehr tun, als einzuladen mit mir
· die grausamsten Gedanken des Kriegers
· die kleinbürgerlichsten Liebesprobleme
· die fanatischsten Überwasserhaltungsversuche von Bösewichten
· die gottbegnadesten Philosophien von Quartalsäufern
· die melancholischsten Selbstmordgedanken von Mimosengewächsen
· die trostlosesten Kindermanipulierens-Fäuste
· die heiter frivolen Erschießungskommandos von lieben Onkeln
und zuletzt
· die Frechheit eines schwachen unentschlossenen Gottes
...so hautnah wieder zu erleben, dass in diesem Moment eine gemeinsame Energie im Saal entsteht, die den Flachen – Seichten – Unkritischen – Faulen – Korrupten – Konformen – Altgedachten und Lieblosen – einen solchen Kinnhaken versetzt, dass sie alle über die Lande in die Vergessenheit fliegen.