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Bavaturka türkische Reise

Was die Unterbiberger Hofmusik macht, klingt wie die Rehabilitation eines ganzes Musikstiles: der alpenländischen Volksmusik. Die durch schreckliche Schlagerisierung von mehr oder weniger fidelen Ziller-, Kloster- oder Mölltalern ins Unerträgliche banalisierte Musik hat ihren Siegeszug vor allem dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu verdanken, der seinen Kulturauftrag offensichtlich auch in der Verdummung einer Zwangsgebühren zahlenden Bevölkerung sieht. Doch es gibt dankenswerterweise auch den holstuonarmusigbigbandclub, Herbert Pixner oder die Unterbiberger Hofmusik. Deren Anliegen ist es, alpenländische Volksmusik nicht nur am Leben zu erhalten, sondern zu erneuern, neue Lieder im alten Stil zu schreiben, Jazz und andere virtuose Musik darin zuzulassen, Neues einzubringen, was auch immer aus aller Welt in die alpine Abgeschiedenheit schwappt.
Die Lieder der Unterbiberger Hofmusik sind bayerische Blasmusik, und bleiben das auch in ihrer Verbindung mit Weltmusik und Jazz, mit lebhaften, ausgeflippten Trompetensoli, rasanten Unisonoläufen und einer Melodik, die in der konservativen Auslegung der bajuwarischen Blasmusik so nicht möglich ist. Nichts klingt fad oder altbacken und die enorme Virtuosität des Ensembles um die Familie Himpsl – unter Einbeziehung des WDR-Jazzpreisträgers Matthias Schriefl - macht diese Musik zu einem frischen, fröhlichen Erlebnis.
Die Unterbi¬berger zeigen, dass „typisch bayerisch“ und „umwerfend avantgardistisch“ keine Widersprüche sind. Vielmehr ist hier der Nährboden für einen einzigar¬tigen Sound, in dem sich urbajuwarische Volksmusik wohlfühlt an der Seite von Jazz, Klezmer, Latin bis hin zu türkischen Klängen. Mit Stil, Witz und unerschöpflicher musikalischer Originalität werden alle Kli¬schees von Weltmusik wunderbar und virtuos ad absurdum geführt. Überraschend wie zwischen all dem glanzvollen Blech die Harfe und das Akkordeon sich immer noch vernehmbar Raum verschaffen. So entsteht „ein Klangkosmos, der Grenzen über¬schreitet, ohne die eigenen Wurzeln weltmusikalischer Beliebigkeit zu opfern“.

Besetzung:

Trompete, Leitung: Franz Josef Himpsl
Trompete, Flügelhorn: Xaver Himpsl
Posaune: Mathias Götz
Akkordeon: Irene Himpsl
Horn, Drums: Ludwig Himpsl
Tuba: Konrad Sepp

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